Sie überlegen, eine Kaffeemaschine mit Vorbrühfunktion zu kaufen – oder möchten wissen, warum dieser kleine Extra-Schritt so oft gelobt wird?
Wir erklären, welchen Unterschied dieses sanfte Anfeuchten des Kaffeemehls macht und was Pads- bzw. Kapselsysteme davon haben. So können Sie künftig jede Maschinenbeschreibung besser einordnen.
Inhaltsübersicht
Was passiert in der Vorbrühphase?
Bevor der volle Brühdruck anliegt, lassen Maschinen mit Vorbrühfunktion für ganz kurze Zeit nur wenig Wasser – oder Wasser bei sehr niedrigem Druck – auf das Kaffeemehl strömen. Dadurch kann es gleichmäßig quellen, Kohlendioxid (CO₂) entweichen lassen und sogenanntes Channeling vermeiden. Erst dann startet die eigentliche Extraktion. Das Ergebnis: mehr Süße, rundere Säuren, weniger Bitterkeit. Übrigens: bei Espresso spricht man von Preinfusion, beim Filterkaffee von Blooming.
🛈 Channeling
Feine Kanäle („Mikrorisse“) im Kaffee, durch die Wasser schneller fließt. Teile des Pulvers werden über-, andere unterextrahiert; der Espresso schmeckt unausgewogen.
🛈 CO₂-Ausgasung
Frisch gerösteter Kaffee enthält Kohlendioxid. Beim Blooming entweicht es, damit Wasser anschließend jede Partikelschicht gleichmäßig erreicht.
Filterkaffee – Blooming für Klarheit und Balance
Bei Filterkaffeemaschinen bezeichnet man die Vorbrühphase inzwischen häufig als Blooming. Idealerweise befeuchtet die Maschine das Kaffeepulver dabei mit etwa dem Doppelten von dessen Gewicht an Wasser und wartet anschließend ca. 30 Sekunden. Das Pulver „blüht auf“, bei frischen Röstungen entweicht CO₂, der Hauptaufguss läuft gleichmäßig. Sehr gute Maschinen wie die Precision Brewer Thermal SDC450 von Sage ermöglichen sogar, die Dauer der Vorbrühphase individuell einzustellen.
Pads – kleine Wirkung, aber vorhanden
Einzelne E.S.E.-Padmaschinen integrieren eine 1 – 2 sekündige Vorbefeuchtung. Das sind allerdings meist E.S.E.-kompatible Siebträgermaschinen, deren für Espressopulver ausgelegte Preinfusion auch bei einem E.S.E.-Pad im Sieb funktioniert. Wegen des dicht verpressten, verschweißten Pucks fällt der Effekt geringer aus, doch die Tasse gewinnt etwas an Fülle.
Spezielle E.S.E-Padmaschinen mit Pumpentaste ermöglichen es immerhin, eine Vorbrühphase manuell zu simulieren: Bezug starten, nach 1–2 Sekunden pausieren, dann weiterbrühen.
Den Senseo-Padmaschinen fehlt hingegen eine klassische Vorbrühfunktion. Auch in Bedienungsanleitungen oder technischen Spezifikationen der Senseo-Modelle wird keine solche Funktion erwähnt. Einige Nutzer berichten zwar, das Wasser fließe zunächst „langsamer“ – das liegt aber eher am Anlaufen der Pumpe oder an der Temperaturregelung und ist keine gezielte Preinfusion.
Kapseln – Vorbrühfunktion? Ja, bei manchen Systemen
Auch wenn viele Kapselmaschinen den Eindruck erwecken, sie würden sofort mit vollem Druck brühen, bieten einige Systeme tatsächlich eine integrierte Vorbrühfunktion. Diese ist nicht immer offensichtlich, läuft aber automatisch im Hintergrund ab – und hat durchaus einen spürbaren Einfluss auf das Ergebnis.
Beispielsweise nutzen illy Iperespresso-Maschinen eine zweistufige Extraktion. Dabei erfolgt zunächst eine Vorinfusion, bevor das Wasser unter höherem Druck durch die Kapsel gepresst wird. Aber auch die Tchibo Cafissimo Maschinen in unserem Vergleich bieten eine Vorbrühung. Diese ist hier allerdings gekoppelt an bestimmte Tasten („Espresso“) bzw. die gewählte Getränkegröße (höchstens 80 ml). Das zielt darauf ab, eine möglichst barista-ähnliche Extraktion zu erreichen. Andere gängige Systeme wie z. B. Nespresso verzichten hingegen meist auf eine gezielte Preinfusion – hier fließt das Wasser unmittelbar und ohne Verzögerung durch die Kapsel.
Espresso – Preinfusion für Süße, Crema und Anti-Channeling
Moderne Siebträgermaschinen bieten meist 2 – 5 Sekunden Preinfusion bei 1 – 3 bar. Danach läuft der Bezug normal weiter, sodass die Gesamtextraktion weiterhin die klassischen rund 25 Sekunden dauert.
Praxisnutzen: Die Crema wird dichter, der Geschmack süßer und homogener. Wer keine programmierbare Vorbrühfunktion hat, kann sie simulieren: Bezug kurz starten, Tropfen erscheinen lassen, zwei Sekunden pausieren, dann weiterbeziehen.
Typische Werte im Überblick
Art der Kaffeemaschine | Infos zur (idealen) Vorbrühfunktion | Hauptnutzen |
---|---|---|
Espressomaschine | Häufige Ausstattung, 2 – 5 Sekunden Befeuchtung bei 1 – 3 bar | Verhindert Channeling, bringt Süße & Crema |
Filterkaffeemaschine | Gängige Ausstattung, Benetzung mit doppeltem Pulvergewicht, danach 30 Sekunden Pause | CO₂-Abbau, gleichmäßige Extraktion |
E.S.E.-Padmaschine | Nur bei wenigen Modellen, dann meist automatisch: 1–2 Sekunden Vorbefeuchtung | Etwas rundere Tasse, leicht verbesserte Extraktion |
Kapselmaschinen | Nur bei einzelnen Systemen (z. B. illy iperespresso, Tchibo Cafissimo), dann meist automatisch | Gleichmäßigere Durchfeuchtung, bessere Aromafreisetzung |
Fazit
Eine Vorbrühfunktion ist weit mehr als Marketing: Schon wenige Sekunden sanfter Befeuchtung sorgen für spürbar harmonischeren Kaffee. Wenn Ihre (künftige) Maschine diese Option bietet, aktivieren Sie sie – oder simulieren Sie sie manuell. Die kleine Extra-Pause vor dem eigentlichen Druck zahlt sich geschmacklich aus.